Napoleons letzter Versuch das Blatt zu wenden endet bei Waterloo während der Wiener Kongress Europa neu ordnet. Nachdem Napoleon von Elba aus mit 1.000 Mann wieder die herrschaft in Frankreich an sich reißt nimmt Preußen das Rheinland in Besitz und besiegt Österreich das Königreich Neapel. Lombardo-Venetien entsteht als neuer Staat in Personalunion mit Österreich. Der Deutsche Bund wird gegründet, Sachsen verliert das Herzogtum Warschau. In Belgien kommt es zu den letzen Schlachten napoleonischer Heere und einer vereinigten britischen, österreichischen, preußischen und russischen Streitmacht mit dem entscheidenden Gefecht bei Waterloo. Napoleon dankt ab und auf St. Helena verbannt. Der neue bourbonische König Ferdinand IV. von Neapel lässt seinen Vorgänger Murat erschießen. Luxembourg wird Großherzogtum, Dänemark erhält Lauenburg. Die Heilige Allianz wird gegründet.
Der Krieg von 1812 in den USA endet mit den letzten Scharmützeln, dafür erklärt Alger den USA den Krieg. In Serbien gibt es den zweiten Aufstand gegen die Türken. Brasielien wird gleichberechtigtes Königreich mit Portugal.
In den USA explodiert ein Dampkessel einer experimentellen Lok. 16 Menschen sterben. In Jena wird die Urburschenschaft gegründet.
Der Tambora in Indonesien bricht aus und fordert 100.000 Todesopfer. Der Ascheausstoß ist so stark, dass es zu weltweiten klimatischen Folgen kommt. In Europa gilt 1815 als Jahr ohne Sommer.
Die wesentlichen sinfonischen Impulse kommen heuer vom jungen Schubert, da eine eigentümliche Rückbesinnung auf das späte 18. Jahrhundert auf eine Ratlosigkeit hinsichtlich der beethovenschen Innovationen schließlen lässt. In der Ouvertüre ist man erheblich erfindungsreicher wobei Italien das Momentum auf seiner Seite hat.
Schubert ist auf seinem ersten Höhepunkt und entwickelt einen sehr eigenen, in jeder Hinsicht schon frühromantischen Stil, der in seiner zweiten Sinfonie lediglich im Kopfsatz, in der dritten in allen Abschnitten zum Tragen kommt. Damit beschreitet er einen Weg, auf dem ihm später Mendelssohn folgen wird. Ähnlich verhält es sich mit seinen Ouvertüren. A Salieri holt zu einem letzten großen Schlag aus und beweist, dass er keineswegs von gestern ist. Beenthovens Walzer ist durchaus hörenswert.
In Deutschland wird sich in der Hochklassik versucht. Ansehnlich ist Danzis Ouvertüre, ordentlich, aber insgesamt etwas brav ist Dedlers Sinfonie. Hier kann B Romberg ein ganz anderes Kaliber vorweisen mit durchaus eigenen Zügen. Tausch kann seine zweite Concertante ebenfalls stilsicher in der Hochklassik verorten.
In Italien kommt kaum einer noch an Rossini vorbei, dessen beiden Ouvertüren erneut echten Hitcharakter haben. Der junge Donizetti versucht hier jedoch dramatischere Akzente zu setzen wohingegen Mayr weiterhin höchst gelungen an einer Symbiose aus Hochklassik und neuen italienischen Stil arbeitet. An letzterem versucht sich etwas eintönig Coccia. D Puccini lässt sich hier kaum einordnen, verdient aber Beachtung. In der Concertante weiß Mercadante zu gefallen.
In London stehen zwei echte Kaliber europäischen Ranges im Musikleben. Cherubini macht einen sehr beachtlichen Ausflug in die reine Orchestermusik, findet aber keinen Weg entscheidend Neues zu ergründen. Ries kann dies in seiner eher rückwärtsgewandten Sinfonie ebenfalls nicht doch findet er dort wenigstens im Kopfsatz und noch viel mehr in seinen beiden hervorragenden Ouvertüren zu einer eigenen Sprache. Auch der einzig einheimische Komponist aus Großbritannien, Crotch, kann mit seiner Ouvertüre den Stolz der britischen Inseln retten.
Es bleibt mit Souza Queiroz ein recht lauter aber durchaus sympathischer Brasilianer zum Abschluss.
Komponist |
Katalog / Werk |
Sätze |
Info |
Beethoven (45) |
WoO 96 |
Marsch |
Eleonore Prohaska |
Cherubini (55) |
G-Dur Ouvertüre |
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ca. 10‘ |
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D-Dur |
Largo-Allegro / Larghetto cantabile / Minuetto: (Allegro non tanto)- Trio / Allegro assai Trio / Allegro assai |
Ca. 34‘ UA 1.5.1815, London |
Coccia (33) |
C-Dur Ouvertüre |
Andante-Piu allegro |
Zum melodrama semiserio Clotilde (Rossi) UA 8.6.1815, Venedig, Teatro San Benedetto |
Crotch (39) |
G-Dur Ouvertüre |
Andante-Larghetto-Presto |
ca. 8’ / 20.-31.3.1815 |
Danzi |
Ouvertüre |
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Wilhelm Tell |
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P 228 D-Dur Ouvertüre |
Allegro / Andantino / Allegretto ma non troppo |
ca. 6’ / ca. 1815? |
Dedler (36) |
D-Dur |
Largo-Allegro / Poco Andante / Menuetto-Trio / Allegro |
ca. 18’ / um 1815 |
Donizetti (18) |
Ouvertüre |
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ca. 7’ Una folia di Carnovale UA 17.12.1815, Venedig, Teatro San Luca |
Kurpinski |
Ouvertüre |
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ca. 4’ / Zum melodrama Aleksander I Apelles (la Ville de Mirmont, übersetzt von Dmuszewski) UA 17.3.1815, Warschau |
Mayr (52) |
Ouvertüre |
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ca. 7’ / Zur Oper Cora (Salfa-Berico) 2. Fasssung (1. Fassung 1812 zu Tamerlano) UA 26.3.1815, Teatro San Carlo, Neapel |
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D-Dur Ouvertüre |
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ca. 8’ / Zur Cantata Arianna a Nasso 2. Fassung (1. Fassung zu Le due duchesse 1814) UA 2.1815, teatro San Carlo, Neapel |
Mercadante (20) |
Nr. 1 F-Dur Sinf. Conc. |
Allegro-Largo-Andante animato |
ca. 10’ / um 1815 Flöte, Klarinette, Horn, Fagott |
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Nr. 2 F-Dur Sinf. Conc. |
Allegro-Largo-Allegretto „alla russa“-Recitativo-Andante con variazioni |
ca. 13’ / um 1815 Flöte, 2 Klarinetten, Horn, Fagott |
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Nr. 3 F-Dur Sinf. Conc. |
Allegro-Largo-Tema con variazioni |
ca. 11’ / um 1815 Flöte, 2 Klarinetten, Horn, Fagott |
Puccini D (44) |
Ouvertüre |
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ca. 7‘ Il Ciarlatano UA 21.5.1815, Lucca |
Ries (31) |
Nr. 3 / Op. 90 C-Dur |
Grave-Allegro / Larghetto quasi andante / Menuetto: Moderato / Finale: Allegro vivace |
ca. 24‘ UA 15.5.1815, London, Philharmonic Society |
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Op. 94 c-moll |
Larghetto |
ca. 9‘ / Anfang 1815 Don Carlos UA 13.2.1815 Orchesterstimmen ergänzt 1820 |
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WoO 24 B-Dur |
Allegro molto |
ca. 14‘ Bardique UA 25.2.1816 |
Romberg B (48) |
Op. 28 / Nr. 2 Es-Dur |
Allegro / Andante lento / Menuetto: Allegretto-Trio / Finale: Vivace |
ca. 28‘ / ca. 1814-1815 |
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Op. 34 Ouvertüre |
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ca. 8’ / ca. 1814-15 |
Rossini (23) |
D-Dur Ouvertüre |
Andante-Vivace |
ca. 8‘ / drama semiserio Torvaldo e Doliska (Sterbini nach Coudry Vie et amours de chevalier de Faubles) UA 26.12.1815, Rom, Teatro Valle |
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E-Dur Ouvertüre |
Andante maestoso |
ca. 7‘ / ca. 1815 / Zum drama Elisabetta, regina di Inglaterra (Schmidt nach Federici) UA 4.10.1815, Napel, Teatro San Carlo |
Salieri A (65) |
Variationen |
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ca. 20‘ / 12.1815 La Foglia di Spagna |
Schubert F (18) |
Nr. 2 / D125 B-Dur |
Largo-Allegro vivace / Andante / Menuetto: Allegro vivace / Presto vivace |
ca. 28’ / 10.12.1814-24.3.1815 |
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D190 D-Dur Ouvertüre |
Larghetto-Allegro vivace |
ca. 7’ / 13.-16.5.1815 / Zum Singspiel Der vierjährige Posten (Körner) |
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Nr. 3 / D200 D-Dur |
Adagio maestoso-Allegro con brio / Allegretto / Menuett: Vivace / Presto vivace |
ca. 24’ / 24.5.-29.7.1815 |
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D239 E-Dur Ouvertüre |
Adagio-Allegro vivace |
ca. 8’ / 26.-Ende 7.1815 / Zum Singspiel Claudine von Villabella (Goethe) |
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D326 C-Dur Ouvertüre |
Allegro vivace |
ca. 6’ / 12.1815 / Zum komischen Singspiel Die Freunde von Salamanka (Mayrhofer) |
Souza Queiroz |
Ouvertüre |
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O doidos fingidos por amor |
Tausch (53) |
Op. 26 B-Dur Sinf. Conc. |
Grave-Allegro / Adagio / Rondo: Allegro moderato |
ca. 23’ / ca. 1815 2 Klarinetten |
Wilms |
F-Dur Sinf. Conc. |
Allegro-Andante-Allegro / Allegretto con Variationi |
Ca. 26‘ / ca. 1815 Flöte, Oboe, Faggott, Horn |